Die Gottscheer-Deutschen - die Menschen, die eine seltsame alte Sprache sprechen

Avtor: Mihael Petrovič ml.

Die Gottscheer-Deutschen lebten mehr als 600 Jahre auf dem Gebiet von Kočevsko und entwickelten einen einzigartigen Dialekt - das Gottscheerische. Entdecken Sie, wo und wie sie lebten, womit sie sich beschäftigten und was ihr Schicksal war.

Der Krainer Universalgelehrter Johann Weichard von Valvasor beschrieb sie als Nachkommen der alten Goten. Aber heute wissen wir, dass das nicht wahr ist. Die Gottscheer-Deutschen wurden im 14. Jahrhundert von den Grafen von Ortenburg aus Oberkärnten und Osttirol angesiedelt. Diese erwarben die feudalen Grundstücke nördlich von Kolpa von den Patriarchen von Aquileia. Um von der bewaldeten Welt, wo selten gehackt wurde, zu profitieren, musste sie erst besiedelt und ausgerottet werden. Und weil der Karstboden, wo die Winter lang und die Sommer kurz sind, und wo man Wasser nicht im Überfluss finden kann, für die benachbarten Einwohner nicht attraktiv genug war, wurden Menschen von weit entfernten Orten hier gebracht.

Das Rezept wurde dann getestet: Kočevsko war nicht die älteste Sprachinsel Sloweniens, sondern die größte und hat seine Identität am längsten aufbewahrt.

Natürlich bleiben dabei viele Fragen offen: befanden sich unter den Siedlern auch die aufständischen fränkischen und thüringischen Bauern, wie der damalige Bischof von Ljubljana, Tomaž Kren, behauptete? Oder hat sich der Gelehrte, der im Diözesanarchiv in Škofja Loka eine solche Aufzeichnung finden sollte, geirrt? Die einzige verlässliche Tatsache ist, dass die Bewohner von Kočevsko später als ewige Rebellen, "Aufständische", bezeichnet wurden. Und, dass sie bis zum Zweiten Weltkrieg ihre Mundart, das Gottscheerische, erhalten haben, die auch für Valvasors Zeitgenossen sehr alt und schwer verständlich war. Das Gottscheerische "Attain" und "Ammain" haben natürlich mit "Vater" und "Mutter" nicht viel Gemeinsames, wie (fast) jedes deutsche Kind zu seinem Vater und seiner Mutter sagen würde. Bei den Begriffen "Beppmschpinnoch", "Bippar" und "Gavret" würden sich auf der Schattenseite der Alpen viele Menschen nur am Kopf kratzen. Sie bedeuten übrigens eine Spinnwebe, einen Witwer und ein Problem bzw. Schwierigkeit.

Wenn das Leben in Kočevsko aufgrund der Naturgaben nicht einfach war, war es seit der Mitte des 15. Jahrhunderts wegen der türkischen Einfälle noch schlechter. Der Kaiser Friedrich III. half daher den Menschen mit der Erteilung der Stadtrechte, die Kočevje im Jahr 1471 erhielt, zwei Jahrzehnte später erlaubte jedoch der selbe Herrscher, dass die Einwohner von Kočevje und Ribnica ihre Produkte im weiteren Umkreis verkaufen können. So entwickelte sich eine Tradition der Hausierer, für die die Gottscheer-Deutschen vor dem Zweiten Weltkrieg durch einen großen Teil Europas bekannt waren. In der österreichischen Monarchie hatten sie fast ein Monopol auf den Handel mit Südfrüchten, später wurden sie für den Verkauf von kleinen Gegenständen und die Glücks­topf-Lotterie bekannt, die sie von Bar zu Bar, auf Messen und Straßen durchgeführt haben.

Bereits Ende des 19. Jahrhunderts sahen jedoch viele Einheimische in Kočevsko keine Perspektive mehr, daher begann eine massive Auswanderung wie nirgendwo anders in Slowenien. Die ersten Dörfer sind bereits vor dem Mordanschlag ausgestorben, den Gavrilo Princip auf den Thronfolger Franz Ferdinand und dessen Ehefrau in Sarajevo verübte. Der Zweite Weltkrieg endete, was sie begonnen haben: auf Hitlers Befehl mussten die Menschen nach sechs Jahrhunderten Leben unter den Hängen der Kočevsko-Hügel "nach Hause ins Reich" zurückkehren, was in erster Linie die besetzten Gebiete von Posotelje und Posavje bedeutete.

Nach sechs Jahrhunderten Leben unter den Hängen der Kočevsko-Hügel mussten die Menschen "nach Hause ins Reich" zurückkehren, was in erster Linie die besetzten Gebiete von Posotelje und Posavje bedeutete.

Am Ende des Krieges, den viele nicht überlebten, waren sie auf der ganzen Welt und auf fast allen Kontinenten verstreut. Auch zu denen, die geblieben sind, war die Nachkriegszeit nicht freundlich. Viele wurden vertrieben, einige erhielten sogar den slowenischen Vor- und Nachnamen. Auch einzelne Orte konnten sich einer Namensänderung nicht entziehen. Handlerji wurden zu Primoži, aus Verdreno wurde Podlesje usw. Heute können wir in Kočevsko das Gottscheerische nur in Ausnahmefällen hören, im Wirbelwind der Zeit verschwand auch ein großer Teil der Dörfer, Sakralbauten und des anderen materiellen und immateriellen Erbes der Gottscheer-Deutschen. Nicht nur der Wald, die Erinnerungen werden auch von Vergessen überwachsen ...

Return to top